Mit sechs Kilometern Gleisen zwischen Nürnberg und Fürth beginnt im Jahr 1835 die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland. Die aus England importierte Lokomotive „Adler“ führt der staunenden Öffentlichkeit eine neue Art des Reisens vor: Schnell und bequem, für jeden erschwinglich und zudem äußerst profitabel. Von hier aus beginnt der Siegeszug der Eisenbahn, der die Gesellschaft, die Landschaften und die Städte von Grund auf verändert und das Land vom Agrarstaat ins Industriezeitalter katapultiert. Um die Wende zum 20. Jahrhundert erlebt das neue Verkehrssystem seine Glanzzeit, geprägt von prächtigen Bahnhofsbauten und mächtigen Dampflokomotiven. Zahlreiche faszinierende Originalobjekte und Modelle zeigen diese Entwicklung auf anschauliche Weise. Am Ende der Epoche steht der Erste Weltkrieg, dessen blutige Schlachten mit Hunderttausenden von Opfern nicht zuletzt durch das neue Massentransportmittel Eisenbahn ermöglicht werden.
Nach vier Jahren Kriegseinsatz sind die Eisenbahnen in Deutschland am Ende ihrer Belastbarkeit angelangt. Von der 1920/24 gegründeten Deutschen Reichsbahn(-gesellschaft) erhofft sich die neue demokratische Reichsregierung die dringend nötige Erneuerung der Infrastruktur und des rollenden Materials. Zudem sollen deren Gewinne die Entschädigungszahlungen an die Siegermächte gewährleisten. Auf die kurze Blüte der „Goldenen Zwanziger“ mit neuen technischen Entwicklungen und wirtschaftlichen Erfolgen folgt das dunkelste Kapitel der deutschen Eisenbahngeschichte: die schuldhafte Verstrickung der Reichsbahn in die Verbrechen des Nationalsozialismus. Filme und Originalobjekte zeigen, wie das Unternehmen in wenigen Monaten durch massive Propaganda und organisatorische Veränderungen vereinnahmt wird. Dokumente und Zeitzeugenberichte machen deutlich, wie die Reichsbahn den Holocaust mit der Deportation von Millionen Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager durch ihren willigen Einsatz erst ermöglicht.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1949 ist auch die Teilung der Deutschen Reichsbahn besiegelt. Im Westen muss sich die neu gegründete Deutsche Bundesbahn auf dem Verkehrsmarkt gegenüber dem wachsenden Individualverkehr behaupten; im Osten hat die Bahn, die weiterhin unter der Bezeichnung „Reichsbahn“ firmiert, ihre Aufgaben in der sozialistischen Planwirtschaft zu erfüllen. In diesem Ausstellungsteil begleiten zahlreiche interaktive und audiovisuelle Elemente wie die Erzählungen von Zeitzeugen oder das Reaktionstestgerät der Bundesbahn die Museumsgäste auf einer spannenden Erkundungsreise durch die von Kaltem Krieg und Wirtschaftswunder, Bedeutungsverlust und technischem Fortschritt geprägten Jahrzehnte vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum epochalen Fall der Mauer im November 1989.
Ein futuristisch erscheinender, ganz in Bahn-Rot gehaltener Raum beherbergt den letzten Abschnitt der Reise durch 200 Jahre Eisenbahngeschichte: die Zeit der Bahnreform. Begleitet von epochalen Umwälzungen wie Digitalisierung und Globalisierung wird 1994 aus den zwei maroden Staatsbahnen in West und Ost ein modernes, privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen geschaffen, die Deutsche Bahn AG. Die Einführung des ICE und die „Renaissance der Bahnhöfe“, digitale Angebote wie Online-Tickets und mobile Apps eröffneten neue Möglichkeiten, Kundinnen und Kunden zu erreichen. Die Ausstellung verschweigt aber auch nicht die kritischen Aspekte der Bahnreform wie die Stilllegung von Nebenstrecken oder die Auseinandersetzung um das Großprojekt Stuttgart 21.
DB Museum Nürnberg
Lessingstraße 6
90443 Nürnberg
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
Erwachsene | 9 € |
Familien (2 Erwachsene bis zu 4 Kinder) | 18 € |
Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahre) | 5 € |
Ermäßigt | 7 € |
Schulklassen (pro Person bis 13. Jhg.) | 3 € |
Kinder unter 6 Jahre | frei |
Aktive DB-Mitarbeitende | frei |