Nuremberg

Sensationelle Erbschaft

In der Museumsarbeit machen manchmal die kleinen Dinge die größte Freude. Ein besonderes Highlight für das DB Museum verbarg sich hinter einem Brief des Amtsgerichts Frankfurt, der eine völlig unverhoffte Erbschaft ankündigte.

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Wenige Tage später brachte die Post eine unscheinbare Box mit goldenen Scharnieren – eine Zigarrenschachtel. Darin befand sich nicht etwa das Tabakvermächtnis eines fehl- geleiteten Erblassers, sondern eine kleine Sensation: Aus dem Inneren blickte William Wilson, der legendäre Lokführer der Lokomo- tive Adler auf Deutschlands erster Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Dessen Urur- enkel hatte vor seinem Tod verfügt, das Ge- mälde solle nach 184 Jahren im Familienbesitz nun seinen Platz im DB Museum finden.

Von einem Porzellangemälde aus sieht uns William Wilson mit strahlend blauen Augen und geröteten Wangen an. Er trägt zeittypi- sche Herrenkleidung, mit gestärktem Vater- mörderkragen, voluminöser Halsbinde und Frack – so wie er auch auf dem Adler stand. Im Hintergrund zeigt ein Fenster seine Wirkungs- stätte: Vor der Nürnberger Burg deutet eine Pappelallee die Strecke der Ludwigs-Eisen- bahn an. Abgebildet ist Wilson im Kleinstfor- mat, das Bildfeld misst gerade einmal sieben auf fünfeinhalb Zentimeter. Solche Formate galten als besonders intim und waren deshalb hochgeschätzte Geschenke – offensichtlich auch in Wilsons Familie.

Der lange Engländer

1835 kam William Wilson mit dem Adler von Newcastle nach Nürnberg. Trotz seiner Jugend war er bereits ein geschätzter Mitarbeiter bei Robert Stephenson and Company, der ersten Lokomotivbaufabrik der Welt. Auf Bitte der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft begleitete Wilson den Adler auf seiner sieben Wochen langen Reise von Nordengland nach Franken. Dort leitete er nicht nur die Montage der Lokomotive, sondern bildete auch Lokführer aus – in Deutschland gab es noch keine. Nach Ankunft der Transportkisten montierte Wilson die Lokomotive in den Werkstätten von Johann Wilhelm Spaeth am Nürnberger Dutzendteich, absolvierte Probefahrten und eröffnete sie am 7. Dezember 1835 offiziell. Von da an fuhr Wilson zweimal täglich den Adler von Nürnberg nach Fürth und zurück. Obwohl er auch eine Werkstatt leitete und Reparaturen verantwortete, hatte er mit dem Ende seines achtmonatigen Aufenthalts keinen Wunsch, nach Hause zurückzukehren – er war bereits zum Publikumsliebling geworden. Wilson, auch bekannt als "langer Engländer" aufgrund seiner eindrucksvollen Erscheinung auf der Lok, verdiente ein hohes Gehalt und lebte bescheiden. 1842 erkrankte er schwer und starb 1862 mit 52 Jahren.

Obwohl Wilson als Ausländer nicht heiraten durfte, war er mit einer Nürnbergerin liiert und hatte eine Tochter. Diese heiratete in die Familie Nudinger ein, an deren Grabmal auf dem Johannisfriedhof noch heute ein Epitaph an Wilson erinnert. Für seine Familie wird das kleine Porträt, das Wilson so lebendig zeigt, sicher die wichtigere Erinnerung gewesen sein – schließlich bewahrten es die Nachkommen, zuletzt im hessischen Bad Vilbel, über fünf Generationen.

Copyright: Deutsche Bahn Stiftung/ Oliver Lang

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